Das Konzept
Unser Bild vom Kind
Der neugeborene Mensch kommt als „kompetenter Säugling“ zur Welt und ist Konstrukteur seiner individuellen Entwicklung. Als Neugeborene verfügen Kinder schon über Grundfähigkeiten, um Denkprozesse zu entwickeln. Sie streben mit allen Sinnen danach, Erfahrungen zu machen. Kinder gestalten ihre Bildung und Entwicklung von Geburt an aktiv forschend mit. Dabei unterscheiden sich die Kinder durch ihre Persönlichkeit und ihre individuellen Vorlieben und Neigungen, sowie ihrem eigenen Entwicklungstempo. Als Grundbedürfnisse sind Geborgenheit, Sicherheit und Wohlbefinden wichtige Voraussetzung für eine gute, emotionale, kognitive und motorische Entwicklung der Kinder.
• das wesentliche Potential für die kindliche Entwicklung steckt in jedem Kind selbst
• jedes Kind ist ein vollwertiges menschliches Wesen mit eigener Identität
• jedes Kind strebt danach, die eigenen Möglichkeiten zu entwickeln und zur Geltung zu bringen
• jedes Kind wird anerkannt als aktiver Mitbestimmer von Entwicklung und Bildung
• jedes Kind ist Entdecker, Forscher, Künstler, Konstrukteur und Eroberer, in ihm steckt viel verborgene schöpferische Kreativität
• jedes Kind kann sich auf sehr unterschiedlichen Arten ausdrücken
• Bewegung und Tätigkeit sind der Motor seiner Entwicklung
• jedes Kind braucht Wohlwollen, Halt und Bindungen von Erwachsenen und ihre Einfühlung
• jedes Kind ist ein soziales Wesen (d.h. Entwicklung eigener Persönlichkeit und sozialer Beziehungen zu anderen, Auseinandersetzung und Identifikation mit Normen und Werten.)
Für uns Erzieher*innen bedeutet dies:
• die Persönlichkeit jedes Kindes zu respektieren!
• das Kind als Gestalter seiner eigenen Bildungsprozesse wahrzunehmen und diese im Sinne der Ko-Konstruktion zu begleiten.
• Entwicklungsprozesse der Kinder zu begleiten und zu unterstützen (Resilienzförderung).
• auf Stärken, Fähigkeiten, Fertigkeiten einzugehen und diese weiter zu fördern.
• Geborgenheit und Schutz zu bieten.
• Die Spiel- und Bewegungsbedürfnisse der Kinder zu erfüllen und zu begleiten
• jedem Kind genügend Freiraum zu geben, so dass sie eigene Erfahrungen sammeln, verschiedene Dinge ausprobieren und ihr Selbstbewusstsein stärken können.
• die individuelle Lebenswelt des Kindes zu beachten und dieser offen und wertschätzend gegenüber zu stehen.
• ein gewaltfreies, tolerantes Miteinander zu fördern; Meinungen und Gefühle des Kindes zu achten.
Unser Ziel ist es, jedes einzelne Kind individuell und gemäß seiner persönlichen Entwicklung zu begleiten. Wir Fachkräfte schaffen anregende und vorbereitete Umgebungen, in denen das Kind optimale Möglichkeiten findet, um sich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen und unterschiedliche Spiel- und Lernformen zu erfahren. Dabei lernt das Kind Freundschaften zu schließen, selbstständig und in geborgener Atmosphäre die Welt zu erforschen und das Vertrauen zu seinen Bezugspersonen aufzubauen.
Wir geben so viel Freiraum wie möglich und setzen so wenig Grenzen wie nötig, um die Selbständigkeit sowie die Persönlichkeitsentwicklung des einzelnen Kindes und das der Gruppe zu stärken. Wir geben den Kindern Raum zum Erfahren und Entwickeln, zum Mitteilen und Ausdrücken.
Eingewöhnung
Eingewöhnungen von neuen Kindern finden bei den Grashüpfern in der Regel nach dem Ende der hessischen Sommerferien statt. Falls vorher schon Plätze neu belegt werden können, kann eine Eingewöhnung auch schon eher durchgeführt werden.
Wir orientieren uns am Berliner Eingewöhnungsmodell. Dabei wird der Ablauf und das Tempo dem jeweiligen Kind angepasst. Für die Eingewöhnung sollten ca. 2-6 Wochen eingeplant werden.
Häufig ist die Eingewöhnung der erste große Übergang und die erste regelmäßige Trennungserfahrung im Leben eines Kindes und dessen Familie. Die gelungene Eingewöhnung ist die Grundlage einer guten Betreuung und ein gemeinschaftlicher Prozess zwischen Pädagogen*Pädagoginnen, Eltern und Kind. Für die Eltern bedeutet dies, Vertrauen in die Fähigkeiten des eigenen Kindes zu setzen und auch Vertrauen in die Erzieher*innen. Für das Kleinstkind bedeutet das, sich in einer bisher völlig unbekannten Welt neu zurecht zu finden und sich zu orientieren. Die Eingewöhnung definiert einen zeitlich begrenzten Ablauf, in dem eine sanfte Übergabe von den Eltern zum Pädagogen*zur Pädagogin stattfindet. Sie orientiert sich dabei immer an den Bedürfnissen des Kindes und der Eltern und ist die Grundlage für die spätere stabile Erziehungspartnerschaft. Benötigt wird dafür vor allem Zeit, Geduld und Ressourcen, damit sich das Kind in seinem individuellen Tempo an die neuen Verhältnisse gewöhnen kann.
Unsere Pädagogik
Situations-/Bedürfnis- und Familienorientierter Ansatz
In unserer täglichen Arbeit orientieren wir alle unsere Handlungen, ob geplant oder spontan, an den Bedürfnissen und der aktuellen Lebens- und Entwicklungssituation der Kinder.
Das Kind ist Akteur seiner eigenen, individuellen Entwicklung und steht in ständiger Auseinandersetzung mit Menschen, Gegenständen und Themen in seiner Umwelt. Unsere Aufgabe besteht darin, die Kinder zu beobachten, ihre Themen und Schlüsselsituationen zu erkennen und darauf aufbauend zu handeln und passende pädagogische Angebote zu gestalten.
Partizipation bedeutet Beteiligung, Teilhabe im Sinne von Mitwirkung, Mitgestaltung und Mitbestimmung. Als Akteure ihrer eigenen Entwicklung wollen sie nicht nur wissen, wie die Welt funktioniert, sondern sie auch aktiv mitgestalten.
Wir achten und beachten die unterschiedlichen Bedürfnisse jedes Einzelnen und stellen sie in den Kontext zu den Bedürfnissen der Anderen. Wenn möglich, teilen wir auch die Gruppe auf, um möglichst vielen Bedürfnissen gerecht werden zu können.
Familienorientiert bedeutet für uns, dass wir durch feste Bezugspersonen, gemütliche Räumlichkeiten, klare Abläufe und Strukturen einen Ort gestalten, der den Kindern eine familienähnliche Atmosphäre bietet. Wir verstehen uns als eine familienergänzende Einrichtung, die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern zum Wohle der Kinder pflegt.
Naturpädagogik
Neben der Förderung kindlicher Autonomie und der Möglichkeit zur partizipativen Mitgestaltung, ist der naturpädagogische Ansatz ein weiterer Schwerpunkt unserer Gruppe. Unsere Lage am Stadtrand, zwischen Wald und Wiesen, bietet den Kindern eine Vielzahl von Lern- und Erfahrungsfeldern in direkter Umgebung.
Entsprechend unserer pädagogischen Haltung gegenüber dem Kind, als Gestalter seiner eigenen Bildungsprozesse, sehen wir es als unsere Aufgabe an, jedem Kind Lern- und Erfahrungsangebote zu bieten, aus welchen es sich die individuell passenden selbst auswählen kann. Eine natürliche und unstrukturierte Umgebung, wie sie in Wald und Feld zu finden ist, hält für jedes Kind, seinem jeweiligen Entwicklungsstand und seinen Interessen entsprechende Herausforderungen bereit. Der Raum (hier die Natur) beeinflusst, in seiner Rolle als dritte*r Erzieher*in, maßgeblich den Selbstbildungsprozess.
Gesundheitsförderung
Gesundheit ist mehr als nur das Fehlen von Krankheit.
Für einen gesunden Lebensstil sind im Wesentlichen drei Komponenten wichtig:
Ausgewogene gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und erholsame Entspannung.
Über diese drei Säulen der Gesundheitsförderung werden vielfältige Sinneseindrücke vermittelt, die die persönlichen Wahrnehmungs- und Handlungskompetenzen der Kinder stärken und so auch einen Beitrag zur psychosozialen Gesundheit leisten. Die Kinder lernen dabei auch, sich selbst einzuschätzen und entwickeln Selbstvertrauen, welches sie für den Umgang mit Belastungen aller Art stärkt und gesund aufwachsen lässt.
Ernährung, Bewegung und Entspannung können hierbei nur als ganze Einheit mit gegenseitiger Wechselwirkung gesehen werden. Ressourcenorientierung und Partizipation haben dabei ebenfalls eine große Bedeutung.
Das Kind soll unterstützt und befähigt werden, Entscheidungskompetenz, Selbstständigkeit und Selbstvertrauen zu erlangen, um in der Kindheit, aber auch im Erwachsenenalter mit Herausforderungen und Widerständen konstruktiv umgehen zu können (Empowerment).
Dabei ist auch die Kooperation zwischen Kita und Elternhaus wichtig, denn besonders prägend für das Kind ist das Elternhaus, die Kita wird in der Regel zur zweiten Lebenswelt für das Kind, da es dort viel Zeit im Alltag verbringt.
Entwicklung und Förderung von:
sozial-emotionalen Kompetenzen
Kinder, welche ihre eigenen Gefühle einordnen und verarbeiten können, können besser die Emotionen Anderer verstehen. Dies macht sie sozial kompetenter und hilft ihnen bei der Gestaltung aller zukünftigen Beziehungen (Freunde, Partner, Familie, Schule, Arbeitsleben…).
Die Interaktion mit Gleichaltrigen gibt den von uns betreuten Kindern die Möglichkeiten, den Umgang mit den eigenen und fremden Emotionen einzuüben und so die eigenen Kompetenzen zu stärken. Im sozialen Miteinander entstehen erste Freundschaften, aber auch Rivalitäten und Konflikte, die es auszuhalten und zu bewältigen gilt (Frustrationstoleranz aufbauen).
Wir begleiten die Kinder während dieser wichtigen Entwicklungsaufgaben durch Vielfältige pädagogische Handlungen und Angebote in Bezug auf:
• Ich-Bewusstsein
• Selbstwirksamkeit und Autonomie
• Umgang mit Emotionen
• Konfliktbewältigung
sprachlichen Kompetenzen
Kinder durchlaufen in den ersten sechs Lebensjahren die wichtigsten “Meilensteine” in der Sprachentwicklung. Dabei beeinflussen besonders die ersten drei Jahre den Spracherwerb erheblich. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die Kinder in ihrer Sprachentwicklung stetig, achtsam und wertschätzend zu begleiten.
Wir unterstützen die Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung durch verbalisieren von Bedürfnissen, Gefühlen, Gegenständen und weiteren aktuellen Themen. Dadurch findet eine alltagsintegrierte Sprachförderung statt. Wir lesen mit den Kindern regelmäßig den Interessen entsprechende Bücher (besonders wichtig, um den Wortschatz über den Alltag hinaus zu erweitern) und singen im Morgenkreis (Bewegungs-) Lieder. Wir unterstützen unsere Sprache durch Gesten, wodurch die Kommunikationsfähigkeit auf mehreren Ebenen gefördert wird.
körperbezogenen/motorischen Kompetenzen
Durch die Erweiterung der motorischen Fähigkeiten, sowohl grobmotorisch, wie auch feinmotorisch, erlangt das Kind nicht nur Sicherheit in den Bewegungsabläufen. Durch die zunehmende selbstständige Bewegung wird auch die Selbstständigkeit gefördert und das Selbstbewusstsein des Kindes gestärkt. Bewegung und Lernen sind eng miteinander verknüpft.
Wir geben den Kindern Raum, ihrem natürlichen Bewegungsdrang frei nachgehen zu können. Sowohl draußen in der Natur, im Garten, wie auch in unseren Räumlichkeiten bieten sich vielfältige Möglichkeiten, sich auszuprobieren und Bewegungsmöglichkeiten zu erkunden. Dabei wechseln wir das Angebot an unterschiedlichen Orten und Materialien dem Entwicklungsstand angepasst regelmäßig ab.
Eltern als Erziehungspartner/Kooperation mit Eltern
Die Kinder stehen in unserer Einrichtung immer im Mittelpunkt.
Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der pädagogischen Fachkräfte und der Eltern ist die Grundlage für eine gelungene Erziehungspartnerschaft zum Wohle des Kindes.
Wir streben eine Zusammenarbeit auf der Grundlage von gegenseitigem Verständnis, Respekt, Offenheit und Ehrlichkeit an.
Dabei spielt besonders das gegenseitige Anerkennen der Kompetenzen – die Eltern, welche ihr Kind und dessen Bedürfnisse am besten kennen und wir, die pädagogischen Fachkräfte mit langjähriger Berufserfahrung und Zusatzqualifikationen in der Kleinkindpädagogik – eine wichtige Rolle.
Grundverständnis des Mitarbeitens
Die Beziehung zwischen Eltern und Erzieher*innen versteht sich als eine Ko-Konstruktion, die gemeinsam die Verantwortung zum Wohl des Kindes übernehmen und bei deren Betreuung, Erziehung und Bildung zusammenarbeiten.
Die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft realisiert sich in einem dynamischen Kommunikationsprozess. So finden regelmäßige Entwicklungsgespräche und pädagogische Elternabende statt. Die Gruppe ist in vielerlei Hinsicht eine wertvolle Ergänzung zur Erziehung in der Kleinfamilie.
In einer Elterninitiative bilden das Engagement und die Begeisterung der Eltern an Teilhabe, Mitgestaltung und Mitbestimmung die Grundlage für eine gelungene Zusammenarbeit.
Die “ Grashüpfer” sind eine Elterninitiative, in der alle verlässlich aktiv mitarbeiten.
Die Aufgaben der Unterhaltung – von der Vorstands-, Personalarbeit bis hin zu Hausmeistertätigkeiten – verteilen sich über feste Ämter auf die Elternschaft.
Innerhalb des Teams gibt es für die Ämter jeweils einen festen Ansprechpartner, sodass eine reibungslose Kommunikation stattfinden kann und immer auch jemand vom Team für Rückfragen etc. zur Verfügung steht.
Dementsprechend ergibt sich folgende Arbeitsteilung bzw. Elternmitarbeit.
Elternmitarbeit/Arbeitsteilung
• Kochen nach Plan, im Wechsel das Mittagsessen (ca. einmal alle zwei Wochen)
• Wochenenddienst (alle zehn Wochen)
• Mitgliederversammlungen (einmal pro Semester)
• Vereinstätigkeit
• Elternabende (ca. alle sechs Wochen)
• Amtübernahme innerhalb der Gruppe (Gruppenvertreter im Vorstand, Einkaufsamt, Personalamt 1, Personalamt 2, Festeamt, Gartenamt, Hausmeisteramt, Hygieneamt, Listenamt, Wartelistenamt, ggf. Elterndienste bei Personalausfall in Form von Kinderbetreuung oder Übernahme von Hauswirtschaftstätigkeiten)
Eine nähere Beschreibung befindet sich im Gruppenhandbuch der Grashüpfer.
Zudem tragen die Eltern zur Gestaltung des Jahresablaufes bei. So gibt es im Verlauf des Jahres immer wieder Feste und Feiern, die wir bei den Grashüpfern gemeinsam in der Gruppe und oder mit den Eltern feiern.
Da die Eltern in den Elterninitiativen und Vereinen den Betrieb in ehrenamtlicher Arbeit in Zusammenarbeit mit den Erzieher*innen aufrecht erhalten, ist ein regelmäßiger Austausch, guter Informationsfluss und Gesprächskultur mit eindeutig definierten Zuständigkeiten und verantwortlichen Ansprechpartner*innen Grundvoraussetzung für diese Art der Trägerschaft. Die Organisation der Gruppe wird von den Eltern übernommen. Für das Funktionieren der Gruppe ist es sehr wichtig, dass die Ämter von den Eltern verantwortlich ausgeführt und bei einem Ämterwechsel sorgfältig übergeben werden. Die Fachlichkeit und Professionalität der Pädagogik obliegt den Fachkräften.
An den Entscheidungen sind die Eltern größtenteils mit beteiligt, ihr Interesse wird im pädagogischen Austausch berücksichtigt, somit haben auch sie Einfluss auf die aktive Gestaltung der Kindertageseinrichtung.
Um Missverständnisse, die in einem solchen gemeinsam gestalteten sozialen Raum unvermeidlich sind, zu bewältigen, bedarf es einer transparenten Beschwerdekultur. Eine wertschätzende Atmosphäre und ein offenes Miteinander sind Grundlagen der Gruppe/ Einrichtung.
Mahlzeiten
Mahlzeiten sind mehr als nur Nahrungsaufnahme. Die Ernährung spielt eine zentrale Rolle für Gesundheit und Wohlbefinden. Da dabei auch die Art und Qualität der Ernährung eine wesentliche Rolle spielt, wurde sich darauf geeinigt, dass die Nahrung bei den Grashüpfern möglichst ausgewogen, vielfältig, regional, salz- und zuckerarm, sowie in Bioqualität angeboten werden soll.
Die drei Mahlzeiten am Tag werden gemeinsam in zwei Gruppen eingenommen.
Zum Frühstück bringen die Kinder an drei Tagen pro Woche individuell befüllte Brotdosen von zu Hause mit. Zweimal pro Woche gibt es einen Müsli-Tag (Müsli und Obst wird in der Kita zubereitet, bzw. zur Auswahl gestellt).
Das Mittagessen wird abwechselnd von den Eltern zu Hause nach Plan vorgekocht und dann von den Erziehern in der Kita aufgewärmt (jede Familie ist ca. zweimal pro Monat dran).
Unterschiedliche Nachmittagssnacks werden in der Kita vor- und zubereitet.
Aktualisiert 2021.10.06 15:28:00